Eines der häufigsten und für viele Betroffene quälensten Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion ist das stagnierende oder steigende Körpergewicht. Vielleicht ist dir diese Erkenntnis völlig neu, vielleicht hast du davon aber auch schon gehört.
Doch was ist diese Schilddrüsenunterfunktion überhaupt genau?
Die Schilddrüse ist eine kleine schmetterlingsförmige Drüse unterhalb des Kehlkopfes, die für die Produktion der Hormone T3 und T4 zuständig ist.
Diese Schilddrüsenhormone sind an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt. Besonders wichtig ist die Regulierung des Grundumsatzes, denn darüber wird gewährleistet, dass der Körper in allen Lebenslagen mit ausreichend Energie versorgt ist. Das war vor allem in Zeiten vor der ersten Landwirtschaft wichtig, da ein Herabsetzen des Grundumsatzes in schlechten Zeiten das Überleben sichern konnte. Aber auch heute noch ist es relevant, wenn man die Hintergründe einer missglückten Diät trotz oder gerade wegen einer starken Kalorienreduktion verstehen möchte.
Die Hormone der Schilddrüse haben außerdem einen Einfluss auf die Körpertemperatur, den Herzschlag und die Atemfrequenz, aber auch auf unsere Stimmung, Konzentration, Darmtätigkeit und Fruchtbarkeit.
Gebildet und gespeichert werden die Hormone von dem Enzym Thyreoperoxidase (TPO) in den Follikeln der Schilddrüse. Die Regulierung erfolgt über das Hormon TSH, das aus einer Anhangsdrüse des Gehirns ausgeschüttet wird und über die Blutbahnen zur Schilddrüse gelangt. Dort regt es die Bildung der Hormone an, die dann als freies T3 und T4 (fT3 und fT4) in die Blutbahnen gelangen und zu allen Zellen im Körper transportiert werden, um dort die o.g. Prozesse zu regulieren. Das aktive Hormon ist dabei das T3, es wird aus der inaktiven Form T4 umgewandelt.
Von einer Schilddrüsenunterfunktion spricht man, wenn nicht ausreichend Schilddrüsenhormone gebildet werden. Im Normalfall steigt dadurch das TSH, um die Schilddrüse anzuregen, mehr Hormone zu bilden.
Woran erkenne ich, dass ich eine Schilddrüsenunterfunktion habe?
Typische Symptome sind:
Gewichtszunahme oder Schwierigkeiten beim Abnehmen
Wassereinlagerungen
Abgeschlagenheit und Müdigkeit bis hin zu depressiven Verstimmungen
Konzentrationsstörung, schlechtere Reflexe
verlangsamter Herzschlag
kalte Hände und Füße sowie schnelles frieren
Darmträgheit/Verstopfungen
Gelenkschmerzen
Haarausfall, ausgedünnte Augenbrauen
trockene Haut und Wundheilungsstörungen
Zyklusstörungen und beeinflusste Fruchtbarkeit
Wie kann eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt werden?
Bei einem Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung wird das Hormon TSH im Blut gemessen. Laut Schulmedizin ist das TSH bei einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion immer krankhaft verändert. Das heißt,. ist das TSH normal, ist man gesund.
Leider klagen sehr viele Patienten trotzdem über typische Symptome. Grund dafür ist, dass die Laborwerte meist einen sehr großen Referenzbereich haben. Das heißt, ein Patient mit einem TSH von 4,1 mU/L ist genauso gesund wie einer mit 0,5 mU/L, denn der Referenzbereich liegt zwischen 0,27 und 4,2 mU/L (Werte ab 4,2 gelten als zu hoch). Bezüglich der Symptome liegen zwischen diesen Werten jedoch Welten. Und auch wenn das TSH innerhalb dieses Bereiches liegt, können die Schilddrüsenhormone fT3 und fT4 vermindert oder erhöht sein. Gemessen werden diese jedoch nur, wenn das TSH auffällig ist.
Des Weiteren kann ein Mangel an Substanzen vorliegen, die zum Aufbau der Schilddrüsenhormone notwendig sind. Dazu zählen Eisen, Selen, Iod und Eiweiß (genauer gesagt die Aminosäure Tyrosin). In Deutschland leben wir in einem Gebiet mit selenarmen Böden und auch Eisen ist gerade bei Frauen oft vermindert aufgrund der Menstruation. Es sollte daher ausgeschlossen werden, dass ein Mangel vorliegt, bevor eine Schilddrüsenunterfunktion ausgeschlossen wird.
Es kommt tatsächlich aber auch vor, dass die Hormone und die Baustoffe für diese bei Betroffenen in einem guten Bereich liegen, aber trotzdem Symptome auftreten. In diesem Fall lohnt es sich, das reverse T3 zu messen. Wie oben beschrieben, wird das inaktive T4 in das aktive T3 umgewandelt. Es gibt allerdings auch ein reverses T3 (rT3). Dieses sieht genauso wie das normale T3 aus, allerdings spiegelverkehrt. Dieses kann an dieselben Zellen andocken wie das T3, entfaltet allerdings keine Wirkung. Dieser Prozess ist im Körper ganz normal und auch wichtig. Problematisch wird es nur, wenn zu viel rT3 gebildet wird und dieses die Stellen zum Andocken des T3 blockiert.
Du siehst also, dass du noch lange nicht gesund bist, nur weil dein TSH in Ordnung ist. Deine Symptome sind keine Einbildung und du solltest diese nicht einfach hinnehmen müssen.
Welche Schilddrüsenerkrankungen gibt es noch?
Vielleicht hast du dich gefragt, ob ich den Namen des Enzyms, das die Hormone in der Schilddrüse bildet, nur aus Angeberei genannt habe. Man sollte einen Blogartikel schließlich so verständlich wie möglich gestalten und wozu sind solche Namen wichtig? Das ist wohl wahr, tatsächlich war das aber Absicht.
Du hast sicherlich schon mal von Autoimmunerkrankungen gehört. Das bedeutet, dass sich das Immunsystem gegen den Körper richtet und seine eigenen Zellen anstatt Krankheitserreger und Toxine aus der Außenwelt angreift. Dazu bildet das Immunsystem Antikörper. Einer davon ist der TPO-Antikörper (auch MAK genannt), der sich gegen das o.g. Enzym richtet. Die beiden anderen Antikörper sind der Thyreoglobulin-Antikörper (Tg-AK oder TAK genannt) und der TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK genannt). Nachweisbar sind diese in unterschiedlichen Mengen bei den Schilddrüsenerkrankungen Morbus Basedow, Hashimoto Thyreoiditis und Thyreoiditis de Quervain.
Neben der Schilddrüsenunterfunktion gibt es natürlich auch die -überfunktion.
Typische Symptome dafür sind:
Gewichtsabnahme
Unruhe/Rastlosigkeit
Angstzustände und Aggressivität
erhöhter Blutdruck
Herzrasen
vermehrtes Schwitzen
Schlafstörungen
Heißhunger
Durchfall, beschleunigte Verdauung